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Eintracht-Legende warnt: "Sonst gehen die Fans auf die Barrikaden"

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Eintracht-Legende warnt: "Sonst gehen die Fans auf die Barrikaden"

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Wo ist der Eintracht-Hype hin?

In der Saison 2021/2022 erlebte Eintracht Frankfurt wilde Europapokalnächte, die schließlich im Gewinn der Europa League gipfelten. Trotz des derzeitigen sechsten Tabellenplatzes sind viele Fans unzufrieden und kritisieren, dass die Mannschaft ihr Potenzial nicht ausschöpft.
Markus Krösche hat seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt verlängert. Beide Parteien haben sich auf die langfristige Fortführung der Zusammenarbeit geeinigt.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Was waren das für wilde Nächte im Europapokal! Eintracht Frankfurt machte in der Saison 2021/2022 Werbung in eigener Sache. Am Ende konnten die Fans den Titel in der Europa League bejubeln - erstmals nach 42 Jahren standen die Hessen wieder in einem europäischen Endspiel.

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Das Finale gegen die Glasgow Rangers am 18. Mai 2022 in Sevilla gewann man im Elfmeterschießen mit 6:5. Trainer war damals Oliver Glasner (inzwischen Trainer von Premier-League-Klub Crystal Palace), der nach der darauffolgenden Saison die Eintracht jedoch ein Jahr vor Vertragsende verließ.

Seit Beginn dieser Spielzeit heißt der Cheftrainer der SGE Dino Toppmöller, der zuvor Assistent von Julian Nagelsmann beim FC Bayern war.

Eintracht Frankfurt auf Europa-League-Kurs

Seine bisherige Bilanz: Im DFB-Pokal schied Frankfurt im Achtelfinale bei Drittligist 1. FC Saarbrücken aus, in der Bundesliga steht man nach 29 Spieltagen auf Platz sechs - und damit auf Europa-Kurs.

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Mit einem Sieg im direkten Duell gegen Verfolger FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr im LIVETICKER) kann die SGE den 6. Rang zementieren.

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Sollte der neue Deutsche Meister Bayer Leverkusen auch den Pokal gewinnen - Gegner ist in Berlin Zweitligist 1. FC Kaiserslautern - würde sich die Eintracht für die Europa League qualifizieren.

In der Conference League verloren die Frankfurter im Deutsche Bank Park das Rückspiel der Play-offs in der K.-o.-Runde mit 1:2 gegen den belgischen Fußballverein Union Saint-Gilloise.

Sportlich ist in der Liga zumindest alles fein in der Main-Metropole - könnte man meinen. Viele Fans schimpfen aber, Toppmöller würde nicht das Beste aus der Mannschaft herausholen.

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Eintracht-Legende Bein nimmt Toppmöller in Schutz

„Es ist ein Wechselbad der Gefühle“, sagt Eintracht-Legende Uwe Bein im Gespräch mit SPORT1: „Es gab viele Spiele bisher, in denen wir dominant waren und viele Chancen hatten, aber dennoch sprang dann doch nur ein Remis dabei heraus. Wir könnten natürlich drei, vier Punkte mehr haben, dann wäre unser sechster Platz abgesichert.“

Der 63-Jährige arbeitet seit fünf Jahren als Markenbotschafter für Eintracht Frankfurt. Als Spieler trug Bein von 1989 bis 1994 das Trikot der SGE. In 182 Spielen traf der frühere Mittelfeldspieler für die Hessen 47 Mal.

Der Weltmeister von 1990 kann den Unmut und die aufkommende Kritik am Trainer nicht nachvollziehen. „Es ist Toppmöllers erste Station als Cheftrainer bei einem Top-Klub in der Bundesliga. In Frankfurt sucht man schnell die Schuld beim Coach.

Toppmöller habe „bis auf wenige Ausnahmen eine komplett neue Mannschaft vorgefunden, und wir belegen Platz 6, also ist alles in Ordnung“. Entweder gebe es verletzte Spieler oder solche, die sich „unnötigerweise“ Gelbe Karten einholen, analysiert Bein, „doch das interessiert niemanden, wenn man die Arbeit von Dino bewertet. Das gehört auch dazu. Dafür kann man Dino am wenigsten die Schuld geben, genauso wenig wie, wenn ein Spieler aus drei Metern den Ball nicht im Tor unterbringt. Grundsätzlich stehe ich hinter Dino.“

Fan-Frust in Frankfurt: „Man langweilt sich teilweise“

Die Legende räumt jedoch ein: „Natürlich weiß er auch, dass er bei personellen Entscheidungen mit Auswechslungen nicht immer ganz richtig lag, aber grundsätzlich bin ich positiv gestimmt.“ Der frühere Profi rechnet damit, „dass Toppmöller mit dem Team den sechsten Platz hält und wir in der nächsten Saison europäisch spielen.“

Dennoch ist die Euphorie der vergangenen Jahre irgendwie verschwunden. Patrick Röder, der 1. Vorsitzende des Fanclubs ‚EFC Eitratal Adler‘, sieht die Lage kritischer. Aktuell sind wir noch zufrieden. Aber es ist auch viel Glück im Spiel. Dieses Jahr spielen viele Vereine in der Bundesliga nicht gut, sonst wären wir nicht mehr auf Platz 6″, sagt der 42-Jährige SPORT1.

„Es fehlt irgendwie dieser Power-Fußball, der die vergangenen Jahre so spannend gemacht hat. Man langweilt sich teilweise beim Zuschauen. Die Spieler wirken teilweise ideenlos und wissen gar nicht so recht, wohin mit dem Ball. Für mich fehlt der Teamgeist, den man sonst über die Jahre gespürt hat.“

„Wir müssen weiter zittern“

Der Fanclub-Vorsitzende macht sich Sorgen: „Wenn Dino Toppmöller es nicht schafft, in den restlichen Partien die Spieler ordentlich zu erreichen und zu motivieren, schaffen wir auch nicht den 6. Platz. Die nächsten Gegner werden hart. Wir müssen weiter zittern.“ Der Gegner am Freitag, der FC Augsburg, belegt Rang sieben, nur drei Punkte hinter der Eintracht.

Bein kennt die einstige launische Diva vom Main sehr genau. Für den Verein bestritt er immerhin die meisten Spiele in seiner aktiven Laufbahn. „Die Erwartungshaltung bei den Fans und im Umfeld ist nach den vergangenen Jahren riesengroß. Das ist das große Problem der Eintracht“, erzählt er.

„Aber wenn wir die Qualifikation für die Europa League schaffen, dann ist das ein Erfolg für den Verein. Die Klubs vor uns haben ganz andere finanzielle Mittel“, gibt Bein zu bedenken. Man müsse halt auch mal „einen Gang runterschalten“.

Bein wird deutlich

Der Anspruch sei nicht immer Champions League. „Ich verstehe den Unmut der Fans nur teilweise, aber insgesamt kann ich es nicht nachvollziehen. Wenn wir Augsburg schlagen und bei den Bayern (in der Hinrunde gewann die Eintracht zu Hause mit 5:1) einen Punkt holen, dann ist doch alles gut. Ich sehe es wirklich nicht ganz so kritisch.“

Eines sei aber klar: „Dino muss in die Europa League kommen. Sonst gehen die Fans auf die Barrikaden. Dann wird es sehr ungemütlich“, betont Bein.

Hatte Toppmöller von Beginn an einen schweren Stand bei den Fans? „Am Anfang hat man ihm die Chance gegeben. Man hat vieles auf den großen Umbruch geschoben und dass wichtige Spieler gegangen sind. Auch der dann doch plötzliche Abgang von Randal Kolo Muani musste erstmal verdaut werden“, berichtet Röder.

„Am Anfang schien Toppmöller noch auf einem guten Weg zu sein. Dann kam noch der Afrika-Cup dazwischen, Rückenprobleme bei Kevin Trapp, der Ausfall von Sebastian Rode und es schien auch, als wäre Mario Götze nicht mehr ganz bei der Sache. Das waren alles keine unwichtigen Spieler, die immer mal wieder fehlten“, meint der Fan.

Farès Chaïbi (Algerien), Omar Marmoush (Ägypten) und Ellyes Skhiri (Tunesien) reisten zu je einem Freundschafts- und einem Qualifikationsspiel um die Teilnahme am Afrika-Cup um die Welt.

„Der Hype ist nicht mehr so groß“

Eine Zweckbeziehung zwischen der Eintracht und Toppmöller sei es bisher nicht gewesen. Röder sieht durchaus die Gefahr, dass Teile der Fans der Eintracht den Rücken kehren. „Die Erfolgsfans der vergangenen Jahre verabschieden sich langsam wieder. Das merkt man schon. Und der Hype, wie er zu spüren war, ist nicht mehr so groß. Der Zulauf im Fanclub war daher auch geringer.“

Eine Sache bereitet Röder Sorgen. „Uns ist zuletzt aufgefallen, dass noch nie so viele Tickets und Dauerkarten kurz vor den Heimspielen angeboten wurden wie in letzter Zeit. Das kommt natürlich auch denen zugute, die früher schlechter an Karten gekommen sind.“ Auch die Stimmung im Stadion sei schon mal besser gewesen. „Leider merkt man langsam eine Scheißegal-Einstellung bei den Fans.“

Bein merkt an: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass eine negative Stimmung gegen Dino herrschte.“ Vor allem ärgern ihn die beiden letzten Spiele gegen Union Berlin und Werder Bremen. „Wenn wir gegen Union und Werder gewonnen hätten, würde jetzt keiner meckern. In der zweiten Halbzeit in Stuttgart hat man gemerkt, dass Leben in der Truppe ist.“ Dennoch verloren die Frankfurter mit 0:3.

Ganz schwarz sehen will Röder aber nicht, denn für ihn gilt: „Einmal Adler, immer Adler. Wir glauben fest daran, dass es unsere Diva vom Main wieder schafft, das Stadion zum Beben zu bringen. Und am letzten Spieltag feiern wir dann den 6. Platz.“