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Das 96-Millionen-Mark-Missverständnis

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Das 96-Millionen-Mark-Missverständnis

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Das 96-Millionen-Mark-Missverständnis

Gaizka Mendieta stand kurz davor, den FC Bayern im Champions-League-Finale zu besiegen. Danach ging es für den begabten Mittelfeldspieler bergab.
Gaizka Mendieta im Duell mit Stefan Effenberg im CL-Finale 2001
Gaizka Mendieta im Duell mit Stefan Effenberg im CL-Finale 2001
© IMAGO/BSR Agency
Robin Wigger
Robin Wigger

Am 23. Mai 2001 war Gaizka Mendieta eine Hauptfigur des Champions-League-Finals. Der Mittelfeldspieler, der am 27. März 2024 50 Jahre alt geworden ist, brachte den FC Valencia gegen den FC Bayern in der 3. Minute per Handelfmeter in Führung und verwandelte später seinen Versuch im Elfmeterschießen.

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Mendieta wurde dennoch nicht zum Mann, der Bayern ins Tal der Tränen stürzte. Denn die Münchner entschieden das Endspiel dank Elfer-Killer Oliver Kahn („Ich kann mich nicht an ein größeres Glücksgefühl erinnern“) für sich. Für Mendietas verheißungsvolle Karriere war es der Anfang vom Ende.

„Es war hart. Wirk­lich, eine sehr harte Nacht. Wir hatten ja schon im Jahr davor das Finale gegen Real Madrid ver­loren. Aber 2001 war schwie­riger zu ver­kraften, weil wir sehr gut gespielt und das Spiel lange im Griff hatten“, erinnerte sich Mendieta dazu 2018 bei 11 Freunde: „Das Spiel hatte alle Zutaten, die es braucht, um ein Finale auf die grau­samste Weise zu ver­lieren.“

Gaizka Mendieta (Valencia, li.) trifft gegen Torwart Oliver Kahn (Bayern) zum 1:0
Gaizka Mendieta (Valencia, li.) trifft gegen Torwart Oliver Kahn (Bayern) zum 1:0

Mendieta verlässt seinen Herzensklub

Als 18-Jähriger war Mendieta 1992 vom Zweitligisten CD Castellón zum FC Valencia gewechselt, wo er später als Regisseur Karriere machte. Er schlug im Laufe der Jahre Angebote von Real Madrid, dem FC Barcelona, Lazio Rom und dem AC Mailand aus. Der Spanier verband Ballgefühl, Athletik, Laufstärke und Siegeswillen, führte Valencia zum Gewinn des Pokals und Supercups sowie zwei Jahre in Folge ins Finale der Königsklasse.

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Von der UEFA wurde er daher 2000 und 2001 zum besten Mittelfeldspieler der Saison gewählt, auch in der Nationalmannschaft hinterließ er in insgesamt 40 Länderspielen seine Fußstapfen

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Aus seinem Plan, seine Karriere bei Valencia zu beenden, wurde aber nichts - denn das Drama gegen Bayern 2001 war sein letztes Spiel für den spanischen Klub: Lazio blätterte 96 Millionen Mark (umgerechnet rund 48 Millionen Euro) für den Taktgeber hin.

„Es war schwer, aber ich hatte Träume, als Fuß­baller und als Mensch. Ich wollte etwas aus­pro­bieren. Ich wollte mich als Fuß­baller und als Men­sch auf ein anderes Niveau heben, wachsen und in den stärksten Ligen der Welt spielen“, erklärte Mendieta.

Missverständnis Mendieta wird zum Transfer-Flop

Einer der zu diesem Zeitpunkt teuersten Transfers der Fußballgeschichte (Mendieta: „Die Transferpreise schossen zu dieser Zeit wie verrückt in die Höhe“) entwickelte sich zu einem der größten Missverständnisse. Mendieta, mit 8,5 Millionen Mark in Rom fürstlich entlohnt, entpuppte sich als Fehleinkauf, der die Erwartungen in der Ewigen Stadt nie erfüllen konnte.

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Wettbewerbsübergreifend absolvierte der Mann aus Bilbao nur 31 Partien für Lazio, in denen ihm zwei Vorlagen gelangen. Die Mannschaft schwächelte und der vermeintliche Hoffnungsträger, damals 27 Jahre alt, gleich mit.

„Ich kam zu Lazio, als sie im Jahr zuvor die Liga und den Pokal gewonnen hatten. Mit mir kamen fünf andere neue Spieler. Ein erfolg­rei­ches Jahr, neue Spieler: Das ist immer schwierig. Wir brauchten sehr viel Zeit, um uns anein­ander anzu­passen“, erklärte Mendieta später.

Nach nur einer Saison wurde Mendieta zum FC Barcelona verliehen (49 Spiele, 12 Scorerpunkte), ehe es zum FC Middlesbrough weiterging, erst auf Leihbasis, dann fest. Insgesamt erhielt Lazio durch die Wechsel nur etwa 12,5 Millionen Euro, was nicht ansatzweise der Kaufsumme 2001 entsprach.

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Von Southgate aussortiert

In England ließ Mendieta seine Klasse noch einige Male aufblitzen, auch wegen schwerer Verletzungen (Kreuzbandriss im Oktober 2004, Mittelfußbruch im März 2006) konnte er aber nicht an frühere Glanzleistungen anknüpfen.

Der heutige englische Nationaltrainer Gareth Southgate fand 2006/07 kaum mehr Verwendung für Mendieta, im Sommer 2008 war die Karriere endgültig vorbei. „Wir hatten bei Middlesbrough ein gutes Verhältnis als Teamkollegen, aber als er Trainer wurde, wollte er immer noch ein Freund sein, ein Kumpel. Aber er war nicht ehrlich“, sagte Mendieta 2021 im Guardian.

Anschließend gab er seine Erfahrungen als TV-Experte weiter, wurde Restaurantbesitzer und ging seiner Leidenschaft als DJ nach. Sein Engagement als Technischer Direktor bei Pafos FC aus Zypern endete im Juni 2023 nach nur einer Saison.

Effenberg? „Auf der anderen Seite war dann er“

Vielen Fans des FC Bayern wird er durch das Champions-League-Finale 2001 in Erinnerung bleiben - auch bei SPORT1-Experte Stefan Effenberg hat Mendieta womöglich Spuren hinterlassen.

Gaizka Mendieta im Duell mit Stefan Effenberg im CL-Finale 2001
Gaizka Mendieta im Duell mit Stefan Effenberg im CL-Finale 2001

„Es war immer eine Her­aus­for­de­rung. Ich wollte gewinnen und die Mann­schaft lenken und auf der andere Seite war dann er“, erinnerte sich Mendieta 2018 bei 11 Freunde: „Ich wollte dieses Duell gewinnen, ich wollte besser sein als er. Gegen ihn zu spielen, war immer eine zusätz­liche Moti­va­tion. Es war hart, aber auch sehr gut.“