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Die Sinnsuche eines Tennis-Superstars - und das letzte große Ziel von Novak Djokovic

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Die Sinnsuche eines Tennis-Superstars - und das letzte große Ziel von Novak Djokovic

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Sein letztes ganz großes Ziel

Novak Djokovic trennt sich von seinem Trainer Goran Ivanisevic. Das Ende der Zusammenarbeit wirft Fragen auf - und fasst doch seine ständige Suche gut zusammen.
Novak Djokovic ist in Indian Wells überraschend an Lucky Loser Luca Nardi gescheitert. Der Weltranglistenerste ging nach der Blamage mit sich selbst hart ins Gericht.
Sophie Affeldt
Sophie Affeldt

Die Nachricht, dass Novak Djokovic und sein Trainer sowie enger Vertrauter Goran Ivanisevic künftig getrennte Wege gehen, kam überraschend - und wirft vor allem nach dem missglückten Saisonstart des Serben Fragen mit Blick auf seine letzten verbleibenden Jahre im Tennis-Zirkus auf.

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Djokovic ist keinesfalls ein Spieler, der Veränderungen scheut, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Das bezieht sich nicht ausschließlich, aber auch auf die Zusammenstellung seines Teams.

Ivanisevic folgt auf Tennis-Ikonen Becker und Agassi

Acht Trainer hatte die Nummer eins der Welt in seiner bislang 21 Jahre langen Karriere an seiner Seite, darunter auch Boris Becker, mit dem er von 2013 bis 2016 zusammenarbeitete. Es folgten sehr kurze Kooperationen mit Tennis-Ikone Andre Agassi sowie Ex-Profi Radek Stepanek, bis dann Marian Vajda wieder zum Cheftrainer wurde, der diese Position in früheren Jahren schon innehatte.

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Ivanisevic war 2018 ins Team gestoßen, um Innovationen und „Aufschlag-Magie in unser Team bringen“, wie Djokovic nun in seinem Instagram-Posting zum Ende der Zusammenarbeit schrieb - und das ist ihm zweifelsohne gelungen.

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Zwar hatte Djokovic seinen anfangs eher mäßigen Aufschlag schon im Laufe der Karriere verbessert, doch zu einer echten Waffe wurde dieser erst unter dem Kroaten.

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Djokovic: „Beziehung hatte Höhen und Tiefen“

Ivanisevic war als starker Charakter auch der ideale Mann, um die Wutausbrüche von Djokovic in Richtung der Box wegzustecken oder sogar zurückzuschießen, was den Serben dann teilweise noch extra anzustacheln schien.

In seinem Instagram-Post schreibt Djokovic über das Verhältnis der beiden offen, dass „unsere Beziehung auf und neben dem Platz ihre Höhen und Tiefen hatte, aber unsere Freundschaft war trotzdem immer grundsolide“.

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Der Erfolg war angesichts von zwölf gemeinsamen Grand-Slam-Titeln mehr als „grundsolide“. Ivanisevic hat zweifelsohne die gewünschte Innovation in das Spiel von Djokovic gebracht.

Disziplin und Lebensstil ebnen Weg an die Spitze

Innovation ist sowieso ein Wort, dass sich durch die Karriere von Novak Djokovic zieht. Der Serbe gilt als Tüftler, der aus sich und seinem Körper immer das Maximum rausholen möchte - und dabei auch die ungewöhnlichsten Wege eingeht, selbst wenn manche seiner Theorien für Irritationen sorgt.

Ein Schlüsselfaktor zu seinem Erfolg war eigenen Aussagen zufolge die Umstellung auf eine gluten- und laktosefreie Ernährung im Jahr 2010, nachdem ein Ernährungsspezialist eine Unverträglichkeit diagnostiziert hatte. Diese hatte immer wieder für Schwächeanfälle des Serben auf dem Platz gesorgt, die von da an Geschichte waren.

Inzwischen setzt der 36-Jährige auf größtenteils vegane Lebensmittel. In den Tag startet er mit einer „Entgiftungskur“ bestehend aus einem Glas warmes Wasser samt ausgepresster Zitrone.

Neben der speziellen Ernährungsweise bilden Yoga und Meditation feste Bestandteile seines Lebensstils, um Körper und Geist zu stärken. Zudem hat er einen Hang zu Spiritualität und Esoterik, woraus er viel Kraft zieht.

Auch auf dem Trainingsplatz scheut der Weltranglisten-Erste sich nicht davor, Neues auszuprobieren. So praktizierte er mit Capoeira beispielsweise schon mehrfach brasilianische Kampfkunst.

Alcaraz und Sinner machen Djokovic das Leben schwer

Doch trotz aller Disziplin und Achtsamkeit macht die Natur auch vor Djokovic nicht halt. Dem 36-Jährigen fiel es zuletzt nicht immer leicht, sein Top-Niveau konstant auf den Platz zu bringen. Sein Spiel unterläuft häufiger Schwankungen.

Das zeigt auch ein Blick auf die jüngsten Ergebnisse: Bei den Australian Open unterlag der Serbe Jannik Sinner im Halbfinale deutlich, beim Masters von Indian Wells folgte das überraschende Aus in Runde drei gegen den Italiener Luca Nardi, der nur als Lucky Loser ins Hauptfeld gerutscht war.

Ergebnisse, die der „Djoker“ so nicht gewohnt ist - und die ihn nerven, wie man sowohl bei seinem Wutausbruch in Richtung seiner Box im Sinner-Match als auch gegen Nardi erkennen konnte.

Denn trotz 24 Grand-Slam-Titeln, 97 Turniersiegen auf der ATP-Tour und 418 Wochen an der Spitze der Weltrangliste ist der Serbe noch nicht satt. Doch auch die junge Generation ist erfolgshungrig. Vor allem Carlos Alcaraz und Jannik Sinner haben den Wachwechsel im Tennissport eingeläutet.

Familienleben rückt zunehmend in den Fokus

Es wird daher nicht einfacher für Djokovic, die großen Titel einzuheimsen. Der siebenmalige Wimbledon-Sieger ist im Tagesgeschäft ohnehin nur noch selten zu sehen: Er konzentriert sich auf die Grand Slams und zur Vorbereitung auf diese noch einige Masters-1000-Turniere.

Das Event in Miami sagte er zuletzt jedoch kurzfristig ab, um „seine privaten und beruflichen Pläne ausbalancieren.“ Auch diese Aussage verdeutlicht, dass neben dem Sport andere Dinge wie das Familienleben für den zweifachen Vater immer mehr in den Vordergrund rücken.

Bei all diesen Anzeichen kommt die Frage auf, was den Serben nach all seinen Erfolgen immer noch Tag für Tag ans Limit treibt. Und wieso er nun mit der Trennung von Ivanisevic noch einmal nach einem Impuls sucht, statt die Karriere an der Seite seines Freundes ausklingen zu lassen.

Denn mit seinen 24 Grand-Slam-Titeln hat Djokovic seine langjährigen Rivalen Rafael Nadal (22) und Roger Federer (20) wohl endgültig hinter sich gelassen. Zwar spielt Nadal noch - doch dieser verfolgt vor dem angekündigten Karriereende zum Saisonende wohl nur noch die Ziele French Open und Olympia.

Beim Tennisgiganten Novak Djokovic werden sehr hohe Maßstäbe gesetzt. Doch dass ein Halbfinal-Aus bei den Australian Open als Versagen dargestellt wird, findet die deutsche Legende Tommy Haas übertrieben.
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Haas zu Djokovic: "Wirklich ungeheuerlich"

Djokovic: Die Suche nach der Sinnfrage

Doch eventuell ist es der unbändige Wille, sich auch geschlechterübergreifend zum alleinigen Grand-Slam-Rekordhalter zu machen, der Djokovic antreibt. Aktuell steht sein Name in der Bestenliste noch neben dem der Australierin Margaret Court, die ebenfalls 24 Mal bei einem Major triumphierte.

Womöglich ist der Trainer-Tausch aber auch einfach nur ein Signal an alle, ihn noch nicht abzuschreiben, wenngleich seine Vormachtstellung zuletzt ein wenig zu bröckeln begann.

Oder Djokovic sieht die Chance, sich im Spätherbst seiner Karriere mit neuen Erfolgen und angesichts der (häufigen) Abwesenheit von Nadal und Federer noch stärker in die Herzen der Tennisfans zu spielen - auch in das jener, die zuvor wenig Verständnis für ihn hatten und vor allem dieses Duo mit Liebe überschütteten.

Das letzte ganz große Ziel von Djokovic

Sicher ist nur, dass Djokovic 2024 vor allem noch ein riesiges Ziel hat - Olympia-Gold in Paris. Denn dieses fehlt in der Karriere von Djokovic - auch im Vergleich zu seinen großen Rivalen. Während Federer zumindest im Doppel mit Stan Wawrinka Olympia-Gold holte, gelang dies Nadal sogar sowohl im Einzel als auch im Doppel.

Glaubt man dem gut vernetzen US-Tennis-Podcaster Craig Shapiro, der bereits zuvor Änderungen im Team von Djokovic prophezeit hatte, denkt der Serbe sogar darüber nach, Wimbledon(!) auszulassen, um seine Goldchancen zu erhöhen. Das Rasen-Highlight findet zwischen den French Open und Olympia statt.

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Doch wer ihm dabei helfen kann, weiß Djokovic noch nicht. „Was die nächste Etappe und das nächste Kapitel bezüglich des Trainers angeht, so habe ich immer noch keine klare Vorstellung davon, wer es sein könnte und ob es überhaupt jemanden geben wird“, sagte Djokovic auf einer Pressekonferenz zum Film „The Legend“.

Djokovic fügte hinzu: „Ich versuche zu spüren, was mir im Moment gefällt und was ich für notwendig halte.“ Auch dieser Satz macht deutlich, dass sich Djokovic aktuell ein wenig auf der Sinnsuche befindet.

Fest steht: Der Moment, in dem der statistisch beste Spieler der Welt seinen Schläger endgültig beiseite legt, rückt näher - noch ist er aber nicht gekommen.